Louis Braille Festival 2024

Alle sind willkommen: Vom 3. bis zum 5. Mai 2024 wurde die Liederhalle Stuttgart zum Austragungsort der fünften Ausgabe des europaweit größten Fests für blinde, sehbehinderte und sehende Menschen. Gewürdigt und gefeiert wurden Louis Braille und sein Erbe, die Blindenschrift – und das über die Veranstaltung hinaus!

Die Bedeutung von Inklusion erlebbar machen und das möglichst lebensnah und positiv; Das war im Mai 2024 drei Tage lang ein ganz großes Thema im Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle und in ganz Stuttgart – und soll es auch nach dem Louis Braille Festival bleiben. Denn der Zulauf von 5.000 Besuchern, der ein wahrer „Europarekord“ war, zeigt: Barrierefreiheit und Inklusion sind längst keine Nischenthemen mehr und dürfen es auch nicht sein. Nicht zuletzt durch die Überalterung der Gesellschaft wird es immer wichtiger, Veranstaltungen für alle Gesellschaftsgruppen zugänglich zu machen und niemanden auszuschließen. Das Louis Braille Festival möchte zeigen, welch enorme Bandbreite von Aktivitäten auch für sehbehinderte und blinde Menschen möglich ist. "Wir sind sehr stolz darauf, dass dieses integrative Festival in unserem Haus stattfindet und wir die Gelegenheit haben, das Erbe von Louis Braille zu würdigen und die Fortschritte in der Blindenschrift zu feiern", sagte Meike Poweleit, Leiterin der Liederhalle in Stuttgart. Und so war auch das dreitägige Programm rekordverdächtig: Mehr als 160 Vorträge, Lesungen, interaktive Workshops und musikalische Darbietungen in den Bereichen Musik, Literatur, Film, Comedy und Sport wurden in der Liederhalle und auf dem gesamten Berliner Platz in Stuttgart angeboten, darunter Skateboarding mit dem Blindenstock, Shared Reading und eine Motorradfahrt im Beiwagen. Highlights waren ebenso die SWR-Premiere des aktuellen Schwarzwaldtatorts mit Audiodeskription, Performance der Gauthier Dance JUNIORS, ökumenischer Gottesdienst sowie eine Exkursion ins Porsche Museum, bei der die Exponate ertastet werden konnten. Die Open-Air-Bühne gegenüber dem Haupteingang des Beethoven-Saals wartete mit Auftritten hochkarätiger Gäste auf. Auch waren rund 70 Führhunde vor Ort, angeführt von Maskottchen Führhund Harry. In der eigens für sie eingerichteten FührhundLounge wurden die Vierbeiner für ihre Dienste mit Massageeinheiten belohnt.

Die drei Veranstalter des Louis Braille Festivals, die Nikolauspflege, der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV) sowie der Blinden- und Sehbehindertenverband Baden-Württemberg e.V. nutzten die Liederhalle und die Reithalle des Maritim Hotels sowie deren Außenflächen als Veranstaltungsbereiche. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Locations war dabei besonders eng. Zusätzlich organisierten die Veranstalter ein Mobilitätsteam und am Stuttgarter Bahnhof bot die Bahnhofsmission Festivalbesucherinnen und -besuchern Unterstützung. Das Stuttgart Convention Bureau war ebenfalls aktiv in die Organisation und Umsetzung des Festivals involviert. Es übernahm den Hotelservice und stand auch bei der Beratung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Beherbergungsfragen zur Verfügung. Außerdem organisierte es gemeinsam mit den Veranstaltern zwei Webinare zur Aufklärung und Information der involvierten Hotels und weiteren Beteiligten. Während der Veranstaltung suchten auch Stuttgarts Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper und die Landesbehindertenbeauftragte Simone Fischer das Gespräch und den Austausch mit Betroffenen und Interessierten.

Unterschied beginnt im Kleinen

Ziel des Festivals war es insbesondere, ein Fest der Vielfalt und der Einheit zu feiern mit Menschen jeden Alters und Hintergrunds. Die Bedeutung von Live-Events bei der Aufklärung zu Themen wie Barrierefreiheit und Inklusion, die gesamtgesellschaftlichen Einsatz erfordern, sollte nicht unterschätzt werden, ebenso wie das Engagement der Beteiligten für die Gesellschaft. Außerdem sollte die Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Sehbehinderung gefördert werden. Für Locations wird es immer wichtiger, barrierefrei zu sein – und damit ist nicht nur ein rollstuhlgerechter Zugang gemeint. Für Eventplaner ist in diesem Kontext wichtig zu wissen, dass oftmals schon kleine Maßnahmen einen großen Unterschied machen. Eventkonzepte müssen deutlich inklusiver werden. „Barrierefreiheit im öffentlichen Raum umzusetzen, stärkt die Gesellschaft insgesamt.“, meint Hans-Werner Lange, Präsident vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband e.V..

Was nach dem Event bleibt

Die Liederhalle arbeitet laufend daran , Zugang und Erlebnis in der Location für alle Besucher gleichermaßen bestmöglich zu gewährleisten. Alle Eingangstüren eignen sich für Rollstuhlfahrer und im Gebäude gibt es mehrere behindertengerechte Fahrstühle, die problemlosen Ebenenwechsel ermöglichen. Behindertengerechte Toiletten gibt es in allen Foyers. Die Halle ist direkt an ausgeschilderte Behindertenparkplätze angebunden und bietet an, auf Nachfrage ein Rollstuhl-Podium bei Konzerten einzurichten. In Vorbereitung auf das Louis Braille Festival hat sie ihre Maßnahmen nun noch weiter ausgebaut und verbessert. Dazu gehören auffällige Aufkleber an den Glastüren und farbige Markierungen auf den Treppenstufen für bessere Sichtbarkeit. Auch die Beschriftungen an den Toiletten wurden überarbeitet, um die Lesbarkeit zu verbessern. Im Hegel- und im Beethoven-Saal, den beiden größten Sälen, ist bereits eine permanente Hörschleife für Menschen mit Hörproblemen eingerichtet. Eine mobile Anlage steht für andere Räume zur Verfügung und wichtige Ansagen im Aufzug erleichtern allen Besuchern die Nutzung.

Da die persönliche Ansprache der Gäste den entscheidenden Unterschied macht, wurden alle Mitarbeiter im Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle zum Umgang mit blinden und sehbehinderten Menschen geschult.

Das Louis Braille Festival in Stuttgart hat Mut gemacht. Es hinterlässt informierte und hoffnungsvolle Menschen auf beiden Seiten. Zum einen wurde die Sensibilisierung für die Wahrnehmung der Bedürfnisse sehbeeinträchtigter oder blinder Menschen gestärkt, zum anderen hinterlässt das Festival ganz konkrete Spuren: Auf dem Berliner Platz gibt es nun ein Wegleitsystem. Weiße Leitlinien und Kennzeichnung der Treppen erleichtern den Stuttgarterinnen und Stuttgartern und allen Besuchern dort auch weiterhin die Fortbewegung.